Köln: 23.–26.02.2027 #AnugaFoodTec2027

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Klimawandel

Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit

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Der Klimawandel zählt zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Auch die Lebensmittelsicherheit ist davon betroffen. Es kann zu Störungen in der Versorgung mit Nahrungsmitteln kommen oder aber die gesundheitliche Qualität der Lebensmittel kann direkt betroffen sein. Wo welche Risiken liegen und welche Maßnahmen ergriffen werden könnten, beschäftigt aktuell auch wichtige politische Institutionen wie das BfR, die EFSA, FDA sowie die FAO.

Trockener rissiger Boden mit nur einer winzigen grünen Pflanze

Eine Arbeitsgruppe des Bundesinstituts für Lebensmittelsicherheit (BfR) in Berlin hat im Zusammenhang mit den Folgen des Klimawandels detailliert das Auftreten von Pathogenen beleuchtet. Das Fazit der Wissenschaftler: Der Klimawandel kann sich auf über die Hälfte aller großen Infektionserkrankungen auswirken. Dies gelte nicht nur für be¬reits vorhandene Infektionserreger. Vielmehr könnten zugleich neue ebenso wie lange zurückgedrängte Erreger auftreten.

BfR-Präsident Professor Dr. Andreas Hensel nennt Beispiele: „Infektionswege für Campylobacter als häufige bakterielle Infektionserreger sind kontaminiertes Hühnerfleisch oder auch nichtpasteurisierte Milch. Wir wissen, dass das Infektionsgeschehen temperaturabhängig verläuft. Wenn sich die Wärmeperioden verlängern, ist mit einem Anstieg zu rechnen. Genauso bei Salmonellen. Steigt die mittlere wöchentliche Höchsttemperatur um ein Grad Celsius, ist Modelluntersuchungen zufolge mit einem Anstieg der Fallzahlen für Salmonellose um fast 9 % pro Woche zu rechnen.“ Das hänge damit zusammen, dass bei höheren Temperaturen die bakterielle Belastung von Lebensmitteln bei den verschiedenen Stufen der Herstellung, beim Transport und bei unsachgemäßer Lagerung sehr stark steigen könne.

Das Risiko erstreckt sich selbst auf rohes Gemüse – beim Anbau zum Beispiel durch Kontamination über Brauchwasser, bei und nach der Ernte über Geräte, Transport¬behälter, Spülwasser, Eis, Transportfahr¬zeuge oder Verarbeitungsgeräte.

Marine Biotoxine

Was neuartige Risiken betrifft, verweist Hensel auf pathogene Vibrionen und marine Toxine. „Mit ersteren können vermehrt Fisch oder Meeresfrüchte kontaminiert sein, wenn die Temperaturen in den europäischen Zucht- und Fanggebieten ansteigen.“ Es sei daher entscheidend, die Produkte durch optimierte Erhitzungs- oder andere Technologien sicher zu dekontaminieren. Ähnliches ist dem Experten zufolge bei marinen Biotoxinen etwa aus Mikroalgen zu erwarten. „Der Klimawandel kann durchaus auch die geografische Verteilung von Algenspezies verändern und diese in bisher nicht betroffenen Fanggebieten auftreten lassen.“ Betriebe und Institute sollten daher bei der Qualitätskontrolle vorbereitet sein.

EFSA – CLEFSA-Projekt

Die EU-Agentur für Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit EFSA stuft die Situation ganz ähnlich ein. Schon heute zeigten sich Folgen für die Anbauverfahren‚ Erträge und den Nährwert von Nahrungsmittelpflanzen. Ein internationales Team von Wissenschaftlern hat daher eine Methode entwickelt, um neu auftretende Risiken, die mit dem Klimawandel im Zusammenhang stehen, zu ermitteln. Zum Ansatz dieses Projekts mit dem Titel CLEFSA – Climate change as a driver of emerging risks for food and feed safety, plant, animal health and nutritional quality zählen Bewertungsbögen zur Darstellung der möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf vielfältige Aspekte der Lebensmittelsicherheit.

Wege einer Risikominimierung

Um die Risiken für Lebensmittel hinsichtlich einer Belastung mit pathogenen Spezies oder auch transportbedingtem Food Waste zu verringern, braucht es Produktverarbeitungsstrategien, die zugleich ressourcenschonend sind. Dazu gehören neben sicheren Thermisierungen etwa bessere Kühlkettenkontrollen, wobei die Kühlung selber effizient und nachhaltig arbeiten muss. Konsequente Hygiene und eine Überwachung mit schnellen Analysetechnologien spielen ebenfalls eine Rolle. Großes Potenzial liegt hier im Internet of Things (IoT), wo die Daten von Sensoren für Temperatur, Feuchtigkeit und mehr auf eine gemeinsame Steuerungsplattform fließen.

Ein weiteres Feld betrifft die Nutzung neuer Technologien zur Verfolgung der globalisierten Lie¬ferketten. BfR-Chef Hensel verweist in diesem Zusammenhang auf digitale Ansätze wie Blockchain oder Radio Frequency Identification Device (RFID) Tags. Konkret: „Durch deren Einsatz können auch die Rückverfolgbarkeit von Seafood und die Transparenz erheblich verbessert werden.“ Der Blockchain-Ansatz basiert auf dezentralisierten Datenbanken, in denen eine kontinuierliche Liste von Datensätzen (Ledgers) miteinander verknüpft sind. Damit wäre im Bedarfsfall ein rechtzeitiges, gezieltes Eingreifen ohne unnötige Unterbrechungen in der Produktion möglich. Die Produktauthentifizierung ließe sich in Verbindung mit maschinellem Lernen, Data Mining und der Anwendung von künstlicher Intelligenz weiter verbessern.

Auch Amerika erkennt das Risiko

„Wir werden alle davon profitieren, wenn wir in der Lage sind, bei kontaminierten Produkten schneller die Quelle zu finden,“ so Steven Solomon, Direktor des FDA-Centers für Tiermedizin in einem Report zu dem Thema Klimawandel. „Wir leben in einer Zeit, in der technologische und wissenschaftliche Innovationen den gesamten Landwirtschaftssektor revolutionieren. Es ist wichtig für alle Länder, mit den Fortschritten Schritt zu halten - insbesondere im Bereich Lebensmittelsicherheit.“