Köln: 23.–26.02.2027 #AnugaFoodTec2027

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Software-Tool analysiert Optierungspotentiale von Verpackungen

Recycling

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Die Lebensmittel- ebenso wie die Konsumgüterwirtschaft sind gefordert, die Recyclingquoten ihrer Verpackungen zu erhöhen. Insbesondere im internationalen Handel stellt das eine große Herausforderung dar. Das Freiburger Start-up Recyda bietet eine Lösung. Co-Founderin Vivian Loftin im Interview.

Frau Loftin, Ihr Unternehmen hat sich 2020 in Freiburg gegründet, um die Recyclingfähigkeit von Verpackungen in unterschiedlichen Ländern einschätzbar zu machen. Wie sieht Ihr Ansatz aus?
Wir wollen im internationalen Umfeld Transparenz schaffen und eine nachhaltigere Verpackungswelt ermöglichen – und setzen dabei auf Digitalisierung. Mit Hilfe unseres Softwaretools können Nutzer Optimierungspotenziale auf einen Blick erkennen und diese schon bei der Entwicklung oder Auswahl von Verpackungen entsprechend berücksichtigen. Diesen Fokus will auch unser Name ausdrücken: Recyda für RECYclability DAtabase.
Dazu haben wir die unterschiedlichen Landesvorgaben und Gesetze, die sich auf die Recyclingfähigkeit von Verpackungen beziehen, digital zusammengefasst und zentralisiert. Die Nutzer des Softwaretools geben ihrerseits die Daten zum Verpackungsdesign ein. Das heißt, die Materialien, Verschlüsse, Etiketten und Druckfarben. Die Software verknüpft dann beides miteinander – legt quasi die digital hinterlegten Informationen wie Matrizen übereinander.

Könnten Sie bei der Bedienung noch etwas tiefer gehen?
Generell war es uns wichtig, dass die Bedienung für den Nutzer einfach ist, und er mit wenigen Klicks seine Verpackungen bewerten lassen kann. Bei den Bewertungsmethoden hat er die Wahl, ob er sie in einem bestimmten Land betrachten will oder – etwa für einen Vergleich – die Recycling Guidelines in mehreren Ländern gleichzeitig. Mittlerweile haben wir hier die wichtigsten Märkte in Europa bereits erfasst.

Kann es sich bei den eingebbaren Verpackungen auch um nicht-Kunststoffe wie Glas oder Papier handeln?
Neben Kunststoffen bilden wir bei den Materialen auch Papier, Glas und Metall ab. Das ist nicht zuletzt relevant für Kunden, wenn sie zum Beispiel Vergleiche ziehen möchten. Wir hatten bereits Fälle, bei denen durch die Betrachtung von verschiedenen Alternativen in der Software die Materialien ihrer Verpackung umgestellt haben. Nicht nur wegen einer besseren Recyclingfähigkeit, sondern als Folge zugleich oft wegen der Kosten, die mit der Verwertung beziehungsweise Entsorgung verbunden sind.

Wie sieht das Ergebnis einer Analyse aus?
Unser Ziel war und ist, dass der Anwender die Ergebnisse nachvollziehen kann. Er soll zum einen erkennen können, warum eine Verpackung so oder so eingestuft wird. Zum anderen sollen daraus möglichst gleich Optimierungsmöglichkeiten ersichtlich werden. Die Ergebnisse sind dabei spezifisch für die jeweiligen Bewertungsmethoden, das heißt den verschiedenen nationalen und internationalen Vorgaben. Insofern können sie mehr oder weniger voneinander abweichen. In Deutschland bilden wir zum Beispiel den hier geltenden Mindeststandard für eine Bemessung der Recyclingfähigkeit ab. In Frankreich wären das dagegen die Ecodesign Guidelines von COTREP. Beide Methoden geben Hinweise für die Recyclingfähigkeit von bestimmten Verpackungen und wie diese zu gestalten sind, sodass sie im Recyclingprozess nicht stören. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Vorgaben, etwa wie viel Barrierematerial in dem einen oder anderen Land akzeptiert wird. Besonders anschaulich wird das zum Beispiel mit der Möglichkeit einer Europakarte – mit der Einstufung, wie die länderspezifische Recyclingfähigkeit der betrachteten Verpackung einzuschätzen ist oder wäre. Was einzelne Anzeigen betrifft, gibt es mehrere Möglichkeiten. Das Ergebnis kann etwa als Schulnote oder mit einer Ampelfarbe ausgegeben werden. Alternativ sind Prozentzahlen oder eine Kategorisierung in recyclingfähig, limitiert recyclingfähig und nicht recyclingfähig möglich. Gegebenenfalls werden sogar die anfallenden Kosten für des Recycling ersichtlich. Wie angesprochen, kann mit der Nutzung unserer Software oft ein finanzieller Anreiz verbunden sein. Als praktisch erweist es sich außerdem, dass sich Ergebnisse per PDF exportieren und teilen lassen. Außerdem können sie in Reports aggregiert, ausgewertet und gespeichert werden. Das bietet sich nicht zuletzt für Nachhaltigkeitsmanagement-Pläne an.

Das klingt gut. Gibt es ein „aber“ beziehungsweise weiter bestehende Herausforderungen?
Da lässt sich zum einen die Komplexität vieler Verpackungen nennen. Unterschiedliche Materialien wie Kunststoffe, Aluminiumfolien und Verbundwerkstoffe müssen für ein effizientes Recycling zunächst getrennt und sortiert werden. Nicht selten fehlt es Herstellern außerdem an genauen Informationen, etwa für die richtige Kennzeichnung oder Entsorgung von ihren Verpackungen. Da braucht es noch eine bessere Kommunikation zwischen Herstellern, Recyclingunternehmen und eigentlich auch Verbrauchern. Nicht zuletzt liegt ein Problem darin, dass viele, eigentlich zur Verfügung stehende Rezyklate nicht lebensmittelkonform sind und deshalb noch nicht für Lebensmittel und Getränke eingesetzt werden dürfen.

Sie sprechen Sie von Herstellern – welche Zielgruppen will Recyda erreichen?
Unsere Software bietet sich für unterschiedliche Branchen und international handelnde Unternehmen an. Dazu zählen Lebensmittelproduzenten, Händler, Im- und Exporteure ebenso wie natürlich Verpackungshersteller. Auf den Inverkehrbringern von Verpackungen lastet derzeit vermutlich der meiste Druck. Zu unseren Kunden gehören beispielsweise die DMK Group oder Kao. Nach unserer Verpackungs-Analyse haben letztere auf Basis der Ergebnisse auf eine recyclingfähigere Lösung umgestellt. Dabei handelte es sich konkret um eine Shampoo-Flasche, bei denen insbesondere der Pumpkopf aus unterschiedlichen Materialien das Recycling behinderte. Durch die Umstellung erhöhte sich nicht nur die Recyclingfähigkeit der Verpackung, sondern Kao benötigt jetzt auch wesentlich weniger Material für den Verschluss.

Wie sichern Sie die Aktualität der verwendeten Regelwerke?
Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, beschäftigt sich damit ein eigenes Team. Über ein aktives Screening im Netz werden Änderungen verfolgt und übernommen. Als Startup mussten wir unsere Kapazitäten zunächst auf die wichtigsten europäischen Länder legen. Da wir diese nun abdecken, sind wir aktuell in der Erweiterung der Datenbank. Unser Ziel ist es, die USA sowie weitere Länder außerhalb Europas zu integrieren und in Zukunft eine Weltkarte der Recyclingfähigkeit anzeigen zu können.

Und wie sehen Sie die Chancen für den EU-Plan, dass schon bis 2030 alle Verpackungen auf dem europäischen Markt wiederverwendbar oder recyclebar sein sollen?
Es gibt tatsächlich weiterhin große Herausforderungen im Bereich des Recyclings. So setzen viele Lebensmittel zum Schutz der Produkte doch komplexe Verpackungsstrukturen voraus. Außerdem muss in vielen Ländern die Abfallinfrastruktur deutlich verbessert werden. Um dem Ziel bis 2030 näher zu kommen, müssen alle Stakeholder der Wertschöpfungskette an einem Strang ziehen. Nötig sind meiner Ansicht nach Innovationen im Bereich Verpackungsdesign genauso wie bei der Sortiertechnologie von Verpackungsabfällen. Auch sollten von Gesetzgeberseite konkrete Vorgaben festgelegt werden. Derzeit herrscht in der Industrie oft noch Unsicherheit, was an Vorgaben auf die Unternehmen zukommen wird. Um ins Handeln zu kommen, ist aber ein klarer Weg notwendig.

Software der Firma Recyda