Verantwortung im Zeichen des Wassers
Wasser muss bewegt, erwärmt, gekühlt und aufbereitet werden, um es nutzen zu können. Dies alles erfordert Energie. Der globale Wassereinsatz trägt nach den Berechnungen des World Resources Institute zu rund zehn Prozent der Treibhausgase bei. „Unternehmen können also auf die Klimakrise reagieren, indem sie sich eingehend mit Wasser als lebenswichtige Ressource auseinandersetzen“, sagt Michael Cerilli. Er ist Global Vice President, Commercial Digital Solutions bei Ecolab, einem führenden Anbieter nachhaltiger Lösungen in den Bereichen Wasser und Hygiene. In seinen Untersuchungen kommt das Unternehmen zum dem Ergebnis, dass ein intelligentes Ressourcenmanagement in Produktionsprozessen den Wasserverbrauch um bis zu 44 Prozent, den Energieverbrauch um bis zu 22 Prozent und die Treibhausgasemissionen um bis zu zwölf Prozent senken kann. Cerilli weiß: „Die Digitalisierung des Wassers und die Analyse der daraus resultierenden Daten vermitteln uns ein genaueres Bild vom industriellen Verbrauch. Wenn diese Informationen mit dem Fachwissen von Ecolab kombiniert werden, ermöglicht der Einsatz unserer digitalen Tools und automatisierten Technologien vor Ort die schnelle Umsetzung von Lösungen, die Unternehmen effizienter und nachhaltiger machen und gleichzeitig die Rentabilität erhalten.“
Die Digitalisierung von Wasser: "Ecolab Water for Climate"
Das Programm "Ecolab Water for Climate" soll Lebensmittelproduzenten bei der Entwicklung von Strategien zur Senkung des Wasser- und Energieverbrauchs unterstützen. Es bietet ganzheitliche Lösungen an, die Überprüfung, Beratung, Technik, fortschrittliche Chemikalien und digitale Technologien umfassen. Darüber hinaus werden Strategien zur Reduzierung, Wiederverwendung und -rverwertung von Wasser innerhalb des gesamten Unternehmens unterstützt. Um verwertbare Erkenntnisse zu gewinnen, die schnelle Maßnahmen und Ergebnisse ermöglichen, kommen dabei Technologien auf Grundlage der Cloud-Plattform ECOLAB3D zum Einsatz. Dazu zählen präskriptive und prädiktive Analysen, der digitale Zwilling sowie Augmented und Mixed Reality mit vernetzter Chemie und Automatisierung. Das digitale Ökosystem ist mit dem Ecolab Global Intelligence Center verbunden. Dieses globale Netzwerk verbindet Industrieanlagen und Werke an sechs Standorten weltweit mit Experten, die den Wasserverbrauch, die Qualität und die Leistung in Echtzeit überwachen.
Hygienic Design perfekt umgesetzt
Der wirtschaftliche Aspekt spielt beim Wunsch nach Wassereinsparung in der Lebensmittelindustrie eine bedeutende, aber nicht die alleinige Rolle. Immer wichtiger wird der sogenannte Water-Footprint auch als ökologisches Qualitätssiegel, welches den Wasserverbrauch für die gesamte Supply Chain eines Unternehmens oder einzelner Produkte nachweist. Carlsberg etwa hat sich vorgenommen, seinen Wasserverbrauch in der Bierproduktion bis 2030 um 50 Prozent zu senken. Weitere global Player aus der Lebensmittelbranche gehen ähnliche Selbstverpflichtungen ein, die sie – auch mit Hilfe der auf der Anuga FoodTec vorgestellten Technologien – in die Realität umsetzen wollen. Das Ziel ist, den Wasserverbrauch auf das absolute Minimum zu reduzieren, ohne dabei die notwendige Hygiene zu vernachlässigen.
CIP-System von Habasit: Um die hohen Sicherheitsstandards in der Lebensmittelindustrie zu gewährleisten, müssen Transportbänder gründlich gereinigt werden. Bild: © Habasit
Die auf dem Kölner Messegelände ausstellenden Technologieanbieter gestalten ihre Anlagen deshalb besonders reinigungsgerecht. Der Verzicht auf tote Ecken, eine geradlinige Konstruktion sowie der Einsatz von hochlegiertem korrosionsbeständigem Stahl mit einer geringen Rautiefe verhindern, dass Anhaftungen entstehen. „Hier ist das Hygienic Design entscheidend. Ausschlaggebend ist eine gute Zugänglichkeit bei der Reinigung sowie die Möglichkeit Teile der Maschine abzubauen“, bestätigt Eric Lefebvre, technischer Leiter und seit 2018 auch geschäftsführender Gesellschafter bei Kronen. Exemplarisch dafür steht die Helical-Waschmaschine HEWA 3800 für Salat, Gemüse, Obst und andere Lebensmittel. Sie wurde optimiert im Hinblick auf Hygiene und eine einfache Reinigung. Es gibt keinerlei horizontalen Flächen, weshalb das Wasser bestmöglich abfließen kann. Zudem sind alle Kanten so gestaltet, dass die Entstehung von Biofilmen vermieden wird. „So minimieren wir das Risiko von Kontaminationen und Kreuzkontaminationen. Entscheidend ist außerdem immer ein effektiver Zugang zu allen kritischen Bereichen der Maschine“, sagt Lefebvre. Die HEWA 3800 kann vollständig zerlegt werden, so dass sie sich gründlich reinigen lässt. Ein weiteres Beispiel ist die Vorwaschmaschine GEWA AF: Für eine schnelle Reinigung ist innerhalb des Waschtanks alles offen gestaltet und es gibt keine Luftverrohrung. Um das Rohrsystem zu reinigen, ohne es zu demontieren und um einen möglichst geringen Wasserverbrauch zu gewährleisten, lässt sich optional ein Cleaning-in-place-System (CIP) integrieren. Die Einsparung beziehen sich aber auch auf die Chemikalien und die Energie die zur Reinigung benötigt werden. „Neben der Tatsache, dass eine hygienische, sichere Produktion von Lebensmitteln sicherzustellen ist, bedeutet das: einen ganz klaren wirtschaftlichen Gewinn für den Kunden“, so Lefebvre.
Effizientes CIP-System
Die Kriterien des Hygienic Design spielen auch bei der Gewährleistung des sauberen Transports von Lebensmitteln eine wesentliche Rolle. Neu ist hier ein effizientes CIP-System von Habasit, welches als Plug-and-Play-Lösung einfach und auf fast allen Förderbändern installiert werden kann. Ein modernes Design unterstützt die Einhaltung der strengen Lebensmittelsicherheitsstandards. Alle beweglichen Teile sind für hygienische Prozesse sorgfältig abgedichtet und können mittels Inline-Inspektionssystemen überwacht werden. Die nachhaltige Reinigungslösung eignet sich auch zum Versprühen von Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln sowie Schäumen und trägt zu einem geringeren Verbrauch von Wasser und Reinigungsmitteln bei, was zu Kosteneinsparungen bei der Abwasserbehandlung führt.
Weniger Wasser für das Recycling
Der Water-Footprint spielt ebenso bei der Beantwortung einer anderen Frage eine Rolle: Können Kunststoffverpackungen nachhaltig sein? Den Hintergrund erklärt Astrid Kadlubski, Produktmanagerin beim Neutraublinger Anlagenbauer Krones: „Im Recycling-Prozess werden die Kunststoffe mittels Nassmühlen zu Flakes verarbeitet und anschließend gewaschen. Dadurch entsteht wiederum Abwasser, in dem je nach Eingangsmaterial unterschiedliche Stoffe gelöst sind.“ Neben herkömmlichen Verschmutzungen gehören Mikroplastik, organische Reste der Verpackungsinhalte, Reinigungsmittel aus dem Waschprozess sowie die von Flaschen und Etiketten abgelösten Druckfarben dazu. Das bedeutet wiederum: Die Nachhaltigkeit einer Kreislauftechnologie bemisst sich nicht allein an der Qualität ihres Endprodukts. Die Prozesse, die zu diesem Endprodukt führen, spielen eine ebenso wichtige Rolle. Als Hersteller von Abfüll- und Verpackungsanlagen sowie Recycling-Lösungen sieht sich Krones in der Verantwortung, beiden Dimension der Nachhaltigkeit gerecht zu werden.
Aufbereitung des Wasch- und Mühlenwassers
Die MetaPure Technologie des Konzerns bereitet Materialien wie PET-Flaschen und Polyolefin-Verpackungen auf – in einer Qualität, die einen der Ursprungsanwendung gleichwertigen Einsatz des Rezyklats ermöglichen. Im Zuge der kontinuierlichen Optimierung des Systems widmeten sich die Krones Entwickler unter anderem dem Wasserverbrauch des Waschmoduls. Denn: „In vielen Recycling-Anlagen wird das Wasser im Kreislauf gefahren und im Bypass aufbereitet“, erklärt Kadlubski. Die Folge: Verschmutzungen im Prozesswasser konzentrieren sich immer weiter und können damit letztlich auch die Qualität des Endprodukts beeinträchtigen. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte Krones eine Lösung zur vollständigen Aufbereitung des Wasch- und Mühlenwassers. Daraus ergeben sich laut Kadlubski mehrere Vorteile: „Erstens senkt sich der Bedarf an Frisch- und Abwasser. Zweitens läuft der Recycling-Prozess auf einem gleichbleibend hohen Niveau.“ Und nicht zuletzt lasse sich mit der Aufbereitung sicherstellen, dass das ins kommunale System eingeleitete Abwasser die jeweils gültigen Vorgaben einhält.